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Eine Einrichtung
in Trägerschaft der
Salesianer Don Boscos

Geschichte des Klosters - rund 1250 Jahre klösterliches Leben

Von den Gründerjahren bis zum 18. Jahrhundert

Das Kloster Benediktbeuern entstand als frühmittelalterliche Gründung im 8. Jahrhundert. Seine ersten Anfänge sind in ein tiefes Dunkel gehüllt, das kaum mehr zu lichten ist. Zeitgenössische Quellen darüber fließen spärlich, eine Gründungsurkunde fehlt. Die spätere Überlieferung über die Gründung stammt erst aus der Mitte des 11. Jahrhunderts. Damals wurde das Kloster nach der Zerstörung durch die Ungarn (955) von den Benediktinermönchen von Tegernsee aus neu belebt (1031). Das von den nachmaligen Chronisten gezeichnete Bild der Frühzeit erweist sich jedoch als interessengeleitetes Konstrukt, das historischer Kritik nicht standhält. Demzufolge soll das Kloster Benediktbeuern im Jahre 740 von den adeligen Brüdern Lantfrid, Waldram und Eliland errichtet worden sein. Bischof Bonifatius habe es am 21. Oktober des gleichen Jahres dem hl. Benedikt geweiht. Die Gründung sei mit der Einwilligung des bayerischen Herzogs Tassilo und dem Einverständnis des Augsburger Bischofs Wikterp erfolgt.

Nimmt man jedoch das heute verfügbare Wissen über die angeblich beteiligten Akteure zusammen, führt dies in der Chronologie zu erheblichen Ungereimtheiten, ja unauflösbaren Widersprüchen. Daher ist mit der modernen Forschung das genannte Gründungsdatum wohl als legendarisch zu betrachten. Eine einigermaßen plausible Zeitfolge ergibt sich erst, wenn man den Amtsantritt des ersten Abtes Lantfrid in die sechziger Jahre des 8. Jahrhunderts hinaufdatiert. Offenbar war er als gebildeter Mann gut vernetzt, drang doch sein Ruf bereits bis nach Italien. Der bedeutende Theologe Ambrosius Autpertus von der Abtei San Vincenzo am Volturno (gest. 784) widmete ihm eine Abhandlung über den Konflikt der Tugenden und Laster. Eine Reihe erhaltener Buchkodizes aus dem späten 8. und dem frühen 9. Jahrhundert belegen, dass die Benediktbeurer Mönche rasch eines der bedeutendsten Skriptorien im südlichen Bayern schufen.

Ursprünglicher Kirchenpatron war der Apostel Jakobus; erst später nahm der Mönchsvater Benedikt diese Stelle ein. Dessen Verehrung wurde maßgeblich gefördert, als Karl der Große dem Kloster eine Unterarmreliquie des Heiligen schenkte. Ein romanischer Schmuckfußboden aus dem 12. Jahrhundert, der bei Ausgrabungen in der Basilika gefunden wurde, zeugt von einem gewissen Aufblühen des zeitweise reichsunmittelbaren Klosters.

1490 zerstörte ein Großbrand die zentralen Klostergebäude. Nach dem 30jährigen Krieg kam es erneut zu einer kulturellen Hochblüte. Das Gymnasium mit musischem, mathematischem und botanischem Schwerpunkt wurde wieder eröffnet und eine Theologische Hochschule der Bayerischen Benediktinerkongregation errichtet.

P. Karl Meichelbeck, der „bayerische Mabillon“ († 1734), zeichnete sich als Historiker, P. Ägidius Jais († 1822) als Pastoraltheologe aus. Unter seiner Ägide wurde das Kloster Benediktbeuern zu einem bedeutenden Ort des geistlichen Lebens, der Bildung und der Wissenschaft.  

 

 

Die barocke Klosteranlage 

Vom Jahre 1699 an entstand die barocke Klosteranlage. Bedeutende Künstler jener Zeit wie Kaspar Feichtmair, Stefan Kessler, Georg Asam, Johann Baptist Zimmermann, Johann Michael Fischer, Ignaz Günther, Johann Michael Feuchtmayer u.a. gaben dem Kloster seine heutige Gestalt.

Die Klosterkirche St. Benedikt
(umgangssprachlich auch Basilika St. Benedikt und Klosterbasilika genannt) ist die ehemalige Abteikirche und jetzige Pfarrkirche in Benediktbeuern. Das Gebäude ist eine der ersten bedeutenden Barockkirchen auf dem Land in Oberbayern. 1972 wurde die Kirche zur Basilica minor erhoben.

Das von 1708-1718 errichtete Ökonomie-Gebäude - der Maierhof - war eines der größten und modernsten landwirtschaftlichen Gebäude der Barockzeit und als Zentrum der umfangreichen klösterlichen Landwirtschaft ein Modellbetrieb seiner Zeit. 

Interessante Fotos und (kunst-)historische Daten finden Sie auf der Homepage "Museum ohne Grenzen". 

 

Die Aufhebung des Klosters 1803

Die Säkularisation von 1803 beendete in Benediktbeuern eine tausendjährige segensreiche Tätigkeit der Benediktiner. Das Kloster wurde weltlich-privater Besitz. Joseph von Utzschneider errichtete darin 1805 eine moderne optische Glasfabrikation. Von 1808-1818 arbeitete hier der berühmte Forscher Joseph von Fraunhofer und erzielte seine bahnbrechenden Erfolge. Ab 1819 in Staatsbesitz, dienten die Gebäude u.a. als Kaserne, Militärfohlenhof, Invalidenheim, Gefängnis, Genesungsanstalt für Soldaten. 
 

Einen lebendigen Zugang zum Leben im Kloster und die Folgen der Säkularisation für den Alltag der Menschen bietet das "Klosterbuch", herausgegeben vom Haus der Geschichte Bayern für Kinder und Jugendliche. Wie ein Tagebuch aufgemacht, werden hier die letzten Tage eines Klosters anschaulich und einfühlsam geschildert - Geschichte zum Anfassen! Das Klosterbuch können Sie hier online anschauen.

 

Neubeginn des klösterlichen Lebens 1930 

Im Jahre 1930 begann ein neuer Abschnitt in der Geschichte des Klosters. Die Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos (SDB) erwarb die Klosteranlage. In einem bis heute andauernden Sanierungs- und Restaurierungsprozess wurden die Gebäude vor dem Verfall bewahrt und mit neuem geistlichen und kulturellen Leben erfüllt. Entsprechend dem Auftrag ihres Gründers, des Priesters und Jugenderziehers Johannes Bosco (1815-1888), entwickelten die Salesianer Don Boscos das Kloster zu einem Zentrum religiöser Bildung, Wissenschaft und Erziehung im Dienst an jungen Menschen.

Zwei Hochschulen errichteten die Salesianer im Kloster: An der Philosophisch-Theologischen Hochschule - Theologische Fakultät (PTH) mit dem Studienschwerpunkt Jugendpastoral, die bis 2014 bestand, konnten Studentinnen und Studenten alle akademischen Grade erwerben. Die Höhere Fachschule für Sozialpädagogik wurde Anfang der 1970er Jahre in die damals neugegründete Katholische Stiftungsfachhochschule München, heute Katholische Stiftungshochschule München (KSH) integriert, die von der kirchlichen Stiftung öffentlichen Rechts „Katholische Bildungsstätten für Sozialberufe in Bayern“ getragen wird. Am Campus Benediktbeuern werden aktuell neben Zusatzqualifikationen in Musik- und Erlebnispädagogik zwei grundständige Bachelor-Studiengänge angeboten, „Soziale Arbeit“ und seit 2014 auch „Religionspädagogik und kirchliche Bildungsarbeit“. Beide können in Form eines Doppelstudiums parallel studiert werden.

Das Jugendpastoral-Institut Don Bosco (JPI) dient der fachlichen und persönlichen Qualifizierung von Ordensleuten und Laien für den vielfältigen Einsatz der Ordensgemeinschaft in der Kinder- und Jugendhilfe bzw. in der Jugendseelsorge. Schwerpunkte der Arbeit im JPI sind die Forschung, die Lehre und Vortragstätigkeit sowie Fort und Weiterbildungsmaßnahmen.Diesem Anliegen verpflichtet ist auch das Institut für salesianische Spiritualität, Pädagogik und Geschichte (ISS). Es hat den Auftrag, das geistliche und pädagogisch-pastorale Erbe des Turiner Jugendapostels Johannes Bosco im deutschen Sprachraum durch entsprechende Forschungsprojekte, Publikationen, Lehrangebote und Fortbildungen fruchtbar zu machen.

Mit dem Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK), das im ehemaligen Maierhof seinen Sitz hat, leistet die Ordensgemeinschaft einen wichtigen Beitrag zur christlichen Schöpfungsverantwortung. Naturschutz- und Landschaftspflege, Naturlehrgebiet mit Lehrpfaden und Biotopen, Meditations- und Kräutergarten, geführte Exkursionen ermöglichen unmittelbare Naturerfahrung.

Die Jugendherberge (JH), die jährlich von vielen jungen Leuten besucht wird, hält ein reichhaltiges Programm zur aktiven Gestaltung von Schullandaufenthalten und Klassenfahrten bereit.Die Jugendbildungsstätte Aktionszentrum (AZ) bietet jungen Menschen bei Orientierungstagen, Kursen und Erlebnisfahrten Möglichkeiten zur Begegnung, zu sozialem Handeln, zur Lebens- und Glaubenserfahrung.
 

Die Carmina Burana

Im Jahre 1250 umfasste die Klosterbibliothek in Benediktbeuern rund 250 Handschriften. Die berühmtesten unter ihnen sind die später hinzu gekommenen „Carmina Burana“ (Lieder aus Benediktbeuern), die größte Sammlung weltlicher und geistlicher Lieder des Mittelalters in Europa, aus dem 13. Jahrhundert. Die Texte, Lieder moralischen und satirischen Inhalts, Minne- und Trinklieder sowie geistliche Dramen, wurden überwiegend in Latein abgefasst. Der Kodex wurde um 1230 meist anonym und vielleicht für den Bischof von Seckau in der Steiermark geschrieben; wie er nach Benediktbeuren gelangte, ist nicht bekannt.

Bei der Säkularisation wurden die Carmina Burana 1803 in der Klosterbibliothek entdeckt. Der verantwortliche Bibliothekar Joh. Chr. von Aretin brachte sie in die heutige Bayerische Staatsbibliothek, wo sich die Handschrift auch heute noch befindet (Signatur: clm 4660/4660a).

Die Vertonung durch den Komponisten Carl Orff im Jahre 1937, der 24 Lieder in ein Chorwerk übersetzte, verhalf den Carmina Burana zu weltweiter Berühmtheit. 
 

© 2012 Bayerische Staatsbibliothek (teilweise)

 

Hier können Sie eines der berühmtesten Lieder der Orff'schen Carmina Burana, "O Fortuna", anhören:
Zum Originaltext der Liederhandschrift in der Bibliotheca Augustana