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Eine Einrichtung
in Trägerschaft der
Salesianer Don Boscos

Vortrag und Begegnung im Kloster Benediktbeuern

Veröffentlicht am: 05. November 2015

Bruder Lothars Einsatz am Rande der Welt

Voll besetzt war der Barocksaal, als zum Mittwoch, den 28. Oktober 2015 die Salesianer Don Boscos von Kloster Benediktbeuern Studentinnen und Studenten, Wohltäter, Freunde und Förderer und alle Interessierten zu einem Begegnungsabend mit Salesianerbruder Lothar Wagner einluden. Nach Beendigung seines Studiums der Sozialen Arbeit und der Theologie in Benediktbeuern im Jahre 2008 war der 42-jährige Ordensmann als Missionar nach Westafrika entsandt worden. Er wirkte seitdem in der Leitung des Jugendwerkes „Don Bosco Fambul“ in Sierra Leone, einem der ärmsten Länder der Welt. Sein Leben und Arbeiten und das Engagement der sechs Salesianer sowie ihrer über 100 Mitarbeiter ist in den Jahren 2014/2015 zutiefst geprägt gewesen von der Ebola-Panepidemie, die die Staaten Westafrikas heimsuchte und bis heute schlimme Folgen hat für die Menschen. Allein in Sierra Leone kostete sie über 3500 Menschen das Leben. Vor allem die Kinder und Jugendlichen hatten unter der Krankheit und ihren Folgen zu leiden. Viele blieben als Waisen zurück, Überlebende wurden von ihren nächsten Verwandten ausgestoßen, ein ganzes Jahr lang fiel die Schule aus und die Kinder und Jugendlichen blieben sich selbst überlassen. Die ohnehin schwachen Strukturen des Landes brachen teils völlig zusammen, insbesondere das Gesundheits- und das Bildungssystem.

Anders als viele andere Ausländer verließen Br. Lothar und seine Mitbrüder das Land nicht, sondern suchten nach allen Kräften, auch unter Gefährdung des eigenen Lebens und der eigenen Gesundheit, den Menschen, besonders den Kindern und Jugendlichen, beizustehen und Not zu lindern. Therapiezentrum, Aufklärungskampagnen, Beratungstelefon für Kinder und Jugendliche, Heimunterbringung, Familienrückführung, Schulunterricht per Radio: das sind nur einige der Maßnahmen, denen Don Bosco Fambul sich widmete und die Br. Lothar nun in seinem Vortrag vorstellte. Von dieser Arbeit, die ihn und seine Mitarbeiter an ihre eigenen physischen und psychischen und auch spirituellen Grenzen führte, erzählte er in einer sehr schlichten und gerade auch deswegen überzeugenden und packenden Weise. Dabei betonte er immer wieder, dass all dies ohne die ideelle und finanzielle Unterstützung privater und kirchlicher Initiativen aus dem deutschsprachigen Raum nicht möglich gewesen wäre. Besonders bedankte sich Br. Lothar Wagner auch für die Unterstützung durch das Gebet: „Wir wussten uns durch das Gebet vieler mitgetragen. Das hat uns immer wieder Kraft gegeben.“

Beeindruckend war auch, was Wolfgang Kofler aus der Jachenau über seine Arbeit zu berichten hatte. Im Frühjahr dieses Jahres war er für drei Monate nach Sierra Leone gegangen, um Don Bosco Fambul zu unterstützen. Dabei widmete er sich besonders den jugendlichen Strafgefangenen im völlig überfüllten Zentralgefängnis von Freetown, die von Mitarbeitern von Don Bosco Fambul regelmäßig mit Wasser, Essen und Kleidung versorgt werden, um ihre menschenunwürdigen Lebensumstände zu mindern. Dem Volontär Wolfgang Kofler hatten es dabei besonders die Jugendlichen angetan, die seit Jahren, einer seit über neun Jahren!, ohne Anklage einsitzen und von der Welt völlig vergessen scheinen. „Koflers Liste“ umfasst 80 Namen! Durch sein und Br. Lothars anwaltschaftliches Engagement und den Druck, den sie durch ihre Öffentlichkeitsarbeit auf die Regierung erzeugten, konnten inzwischen einige zu Unrecht Inhaftierte ihre Freiheit erlangen, andere gehen zumindest einem geregelten Prozess entgegen. Ein wirksamer Beitrag zu ein bisschen mehr Gerechtigkeit in unserer Welt, der zeigt, dass mit Mut und Tatkraft auch in einem völlig korrupten Land viel erreicht werden kann.

Was Br. Lothar zu erzählen hatte, berührte viele der Hörer zutiefst. Nicht wenige gingen betroffen nach Hause und stimmten dem zu, was Direktor P. Reinhard Gesing am Schluss des Abends in seinem Dankwort als Fazit formulierte: „Papst Franziskus erinnert uns immer wieder daran, dass wir uns im Geist des Evangeliums den Menschen an den Rändern zuwenden sollen, wie Jesus es getan hat. Dazu gehören ganz besonders die jungen Menschen in den Ländern Afrikas. Wir müssen ihnen Angebote machen, damit sie eine Zukunftsperspektive in ihrer Heimat finden. Wir erleben gerade die Folgen der Missachtung der Krisengebiete unserer Zeit: Wenn wir die Menschen an den Rändern vergessen und ihnen keine Zukunft eröffnen, dann machen sich die Menschen von den Rändern in Scharen auf den Weg zu uns!“ Umso wichtiger ist der Einsatz, wie e durch die Salesianer und ihre Mitarbeiter in Sierra Leone geschieht.

Mehr Informationen über die Arbeit von „Don Bosco Fambul“ während und nach der Ebolaepidemie finden Sie auf der Homepage von „Don Bosco Mission“ in Bonn. Dort ist auch ein Spendenkonto angegeben: https://www.donboscomission.de/weltweit/nothilfe/ebola-2014/
Fotos (© Hermann Kuhn, Benediktbeuern, für die Presseberichterstattung über die Veranstaltung freigegeben): Bruder Lothar Wagner SDB bei seinem Vortrag.