Florale, fluide und geometrische Abstraktionen von Eger-Harsch und Osterkamp
„Abstraktion“ ist das zentrale Thema der Ausstellung „Florale, fluide und geometrische Abstraktionen“ von Gudrun Eger-Harsch und Rigmar Osterkamp. Vom 21. Juli bis 20. August zeigen die Künstlerin und der Künstler im Südflügel des Kreuzgangs im Kloster Benediktbeuern abstrakte Pflanzen, die fluide Dynamik der Elemente sowie geometrische „digitale“ Kunst. Dem Besucher bieten sich so zwei unterschiedliche Zugänge zu moderner, abstrakter Kunst.
„Abstraktion“ kommt vom lateinischen Wort „abstrahere“, was „wegziehen“, „entfernen“ bedeutet. Etwas zu entfernen, muss nicht immer mit einem Verlust einhergehen. Denn lässt man alles Überflüssige und Komplizierte weg, bleibt einfach nur das Wesentliche übrig. Bei den Bildern von Gudrun Eger-Harsch sind das Wesentliche die Formen und Farben in der Pflanzenwelt und die Dynamik der Elemente. Bei Rigmar Osterkamp zeigt sich der künstlerische Ausdruck in geometrisch sparsamen Formen.
Die floralen Abstraktionen von Gudrun Eger-Harsch konzentrieren sich auf Details aus der Pflanzenwelt. Einzelne Halme, schmale Blattzungen und Ansätze winziger Blüten sind durch kontrastreiche Farben auf der Leinwand anmutig in Szene gesetzt. Was sonst noch in der umliegenden Natur passiert, bleibt z. B. auf dem mit „Gräser im Wind“ betitelten Gemälde verborgen. Die Pensionärin, die bereits als Schülerin ihre Malleidenschaft entdeckte, beschreibt ihre Methode so: „In den Bildern der floralen Abstraktion versuche ich, die spezifischen Formen und Farbigkeiten verschiedener Pflanzen herauszuarbeiten.“ Die Vielfalt und Schönheit der Pflanzenwelt sollen so auch dem Betrachter vor Augen geführt werden. In drei Bildern nähert sie sich anhand dieser Abstraktionsmethode der Schöpfungsgeschichte an und stellt Erde, Finsternis und Licht in den Mittelpunkt.
Die fluiden Abstraktionen bringen „die Dynamik der Elemente sowie von Farben und Formen“ zum Ausdruck. Die Schlieren, Blasen und Streifen in Blau- und Erdtönen des Bildes „Lebensenergie“ ahmen die Bewegung von Wasser nach und hinterlassen bei dem Betrachter einen Eindruck von Frische, Lebensfreude und Tatkraft. Die Augsburgerin schätzt besonders die schwungvolle Arbeitsweise, die für diese Motive zum Einsatz kommt, und bei der am Ende oft überraschende Ergebnisse herauskommen. Für die Sozialwissenschaftlerin blieb die Kunst immer nur Hobby, ein Kunststudium war für sie nicht möglich. Im Jahr 2000 schließlich erfüllte sie sich ihren Wunsch und besuchte professionelle Kurse für Ölmalerei und während des „Corona-Home-Urlaubs“ beschäftigte sie sich mit Acrylmalerei. „Das Malen bedingt und ermöglicht auch in hohem Alter noch ein Lernen und ist damit ein großes Geschenk!“, sagt die 83-Jährige dankbar darüber, nun endlich ihre Leidenschaft ausleben zu dürfen.
Rigmar Osterkamp lernte Gudrun Eger-Harsch 1968 kennen, als der studierte Volkswirt sich beim Programm „Arbeits- und Studienaufenthalte in Entwicklungsländern“ (ASA) beworben hatte. Ihr beruflicher Weg führte beide in unterschiedliche Länder, doch ihre künstlerische Arbeit brachte sie schließlich wieder zusammen. Abstraktion spielt auch in Rigmar Osterkamps Kunst eine wesentliche Rolle, jedoch auf ganz andere Weise. Osterkamps Bewunderung galt der geometrischen, grafischen abstrakten Malerei im Stil von Lyonel Feininger, Victor Vasarely und Josef Albers. Nach dem Ende seines Berufslebens wollte der in Bichl bei Benediktbeuern lebende Wirtschaftswissenschaftler sein soziales Engagement weiterführen, aber auch eine neue Sprache lernen. Was wohl keiner erwartet hatte: Seine Wahl fiel auf die Programmiersprache „Processing“, einer Variante von Java. Als „Glücksfall“ erwies sich, dass er mit dieser Programmiersprache Kunstwerke erschaffen konnte. Osterkamp programmiert den Computer und dieser erstellt aus dem Code Bilder mit geradlinigen, geometrischen, minimalistischen Formen und Flächen. Doch bis der Computer das Motiv zur Zufriedenheit des Künstlers erstellt hat, ist viel Tüfteln und Ausprobieren notwendig.
Diese von Osterkamp als „digitale“ Malerei bezeichnete Kunstform hat nichts mit einem „Computermalprogramm“ zu tun. Mithilfe der Programmiersprache können „handwerklich weniger begabte Menschen, die aber künstlerisch veranlagt sind, sich durch Bilder ausdrücken. „Neben einer künstlerischen Begabung braucht man dafür nur logisches Denken“, so der Hobbyprogrammierer, der beruflich viel mit mathematischen Modellen zu tun hatte und so schnell Zugang zu dieser originellen Art von Kunst fand. Warum sich der Hobbykünstler für diese in seinen Worten „strenge und sparsame“ Optik entschied? Diese Eigenschaften „kontrastieren mit dem heutigen Lebensstil reicher Länder: ausschweifend und üppig. Streng und sparsam könnte (sollte?) wieder mehr zur Norm werden.“
Die Ausstellung ist von 21. Juli bis 20. August täglich von 9:00 bis 18:00 Uhr im Südflügel des Kreuzgangs des Klosters geöffnet. Gudrun Eger-Harsch ist vom 21. bis 30. Juli sowie vom 17. bis 20. August täglich von 16:00 bis 18:00 Uhr vor Ort. Rigmar Osterkamp wird am 21. Juli und ab 31. Juli bei der Ausstellung anwesend sein. Der Eintritt ist frei.
Mehr Informationen zu der Künstlerin und dem Künstler finden Sie auf Florale, fluide und geometrische Abstraktionen