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Ausstellungen im Kloster wieder möglich: Bildhauerkunst Seitfudem

Veröffentlicht am: 11. Januar 2024

„Endlich kann es wieder weitergehen“, freut sich Andrea Limmer, die Verantwortliche für Kunst und Kultur im Kloster Benediktbeuern. Der Kreuzgang wurde wie viele andere Gebäudeteile des Klosters und seiner Umgebung von dem Hagelsturm im August 2023 stark beschädigt. Im Januar werden die Reparaturmaßnahmen im Kreuzgang abgeschlossen sein und es können wieder Ausstellungen stattfinden.

Den Anfang machen Holzbildhauermeister Hans-Joachim Seitfudem und sein Sohn Joachim, die vom 13. Januar bis zum 11. Februar 2024 unter dem Titel „Zwei Generationen – Vater und Sohn“ Werke zeigen. Die Ausstellung war eigentlich für August 2023 geplant. Vater Hans-Joachim Seitfudem hatte am 26. August gerade seine Ausstellungsobjekte aufgebaut, als er auf der Rückfahrt nach Bad Kohlgrub selbst in den Hagelsturm geriet. Das Auto hatte einen Totalschaden, er blieb zum Glück unverletzt. Auch seine Werke im Kreuzgang überstanden den Sturm unbeschadet, mussten aber direkt wieder abgeholt werden, als die Wiederinstandsetzung vor Ort begann.

Beide Bildhauer freuen sich, dass der Kreuzgang nun knapp fünf Monate später wieder zur Verfügung steht. Der Eintritt zur Ausstellung ist frei. Die Besucher erwartet moderne, individuelle Bildhauerkunst, die gemeinsamen Wurzeln entspringt. Denn Vater und Sohn lernten in derselben Werkstatt und arbeiten immer noch zusammen.

„Handwerk trifft Kreativität“ – so lautet das Motto der Bildhauerei „Seitfudem“, die der in Breslau geborene Holzbildhauermeister Hans-Joachim Seitfudem seit 1975 betreibt. Sein Handwerk lernte er in Oberammergau, wo er von 1958 bis 1961 eine Holzbildhauerlehre und von 1966 bis 1968 den Bildhauermeisterkurs absolvierte. Die Kreativität zeigt sich in dem lebhaften Ausdruck und in den fein gearbeiteten Details seiner Figuren, die klassische christliche Motive wie die heilige Familie im Stall von Bethlehem, Jesus am Kreuz, Heilige oder Bibelszenen darstellen. Doch auch die Welt um ihn herum inspiriert den Bildhauer, der seit seiner frühen Kindheit in Bad Kohlgrub wohnt und dort auch sein Atelier hat. So zählt ein detailgetreuer Pferdekopf, ein Falke oder ein irakischer Großajatollah zu seinen Werkstücken. Seine Auftraggeber kommen aus der ganzen Welt: aus Kanada, Australien, aus dem arabischen Raum oder auch aus den Königshäusern Europas.

Hans-Joachim Seitfudem gibt sein Wissen gerne an die nächste Generation weiter. Einige seiner Auszubildenden schlossen ihre Lehre bei ihm mit Auszeichnungen ab und gingen danach erfolgreich ihren eigenen künstlerischen Weg.

Dazu zählt auch Joachim, der älteste Sohn von Hans-Joachim Seitfudem. Der 35-Jährige absolvierte wie sein Vater eine Bildhauerlehre in Oberammergau und arbeitete danach in der Werkstatt seines Vaters. Von 2007 bis 2018 sammelte er in Australien, Würzburg und Großbritannien internationale Erfahrungen und konnte bereits Erfolge verbuchen. Als erster deutscher Künstler stellte er beispielsweise in der Royal Scottish Academy aus, 2022 ehrte ihn das Königliche Museum der Schönen Künste in Antwerpen mit einer Belobigung. Seit 2018 ist er wieder in Bad Kohlgrub in der Bildhauerei Seitfudem tätig und stellt seine Werke weiterhin in internationalen Galerien in Frankreich, Belgien oder Hongkong aus.

Dass Joachim Seitfudem die Bildhauerei zum Beruf machte, war keineswegs schon immer sein Plan. „Aber die Kunst ist wie eine Krankheit, man hat es in sich und irgendwann bricht es aus einem heraus.“  Der Tod seiner Mutter, die selbst Malerin war, und eine persönliche Lebenskrise veränderten das Leben des jungen Mannes und so sagt er heute über sich selbst: „Im Nachhinein habe ich erst durch dieses tragische Erlebnis mein volles Potenzial geweckt.“

Die Werke des 2019 mit dem Art-Nordic Award ausgezeichneten Künstlers zeigen junge Seelen, Träume, den Tod oder die verrinnende Zeit. Die Teile aus alten Uhren, die er neben Holz als Material verwendet, versinnbildlichen dieses Thema. Oft stehen seine teils surrealen Skulpturen in schwarzen Boxen, ganz für sich, in ihrer eigenen Welt, ohne Ablenkung. „Ich mache, was mir gefällt, was ich noch nicht gesehen habe. Und dabei ist es für mich nicht relevant, ob es andere mögen. Hauptsache es beschäftigt den Betrachter, sei es im Guten oder Schlechten“, so Joachim Seitfudem über seine Motivation, Kunst zu schaffen und sie anderen zu vermitteln.

Vater und Sohn zeigen nun in der gemeinsamen Ausstellung ihre jeweils eigene Art, sich künstlerisch auszudrücken, leugnen dabei jedoch nicht ihren gemeinsamen Ursprung. Eine spannende Reise durch zwei Generationen Bildhauerkunst. 

 

Die Ausstellung kann vom 13.01. bis zum 11.02.2024 täglich von 9:00 bis 18:00 Uhr im Kreuzgang des Klosters besucht werden. Der Zugang erfolgt über gesicherte Laufwege im Arkadenhof des Klosters. Der Eintritt ist frei.