Fachtag des Don-Bosco-Clubs und „Kölner Erklärung“ zu schwer erreichenden Jugendlichen
Köln – Der Don-Bosco-Club in Köln hat anlässlich eines Zwischenberichts zu dem Pilotprojekt „WORK4YOU“ am 9. Februar einen Fachtag zum Thema „Junge Menschen am Rande der Gesellschaft“ veranstaltet. Denn die Zahl junger Menschen zwischen 15 und 25 Jahren, die außerhalb der Bildungs-, Sozial- und Erwerbssysteme in Deutschland leben, nimmt zu. Um sie einzugliedern ist intensivpädagogische Arbeit mit niedrigen Hemmschwellen wie im Projekt „WORK4YOU“ nötig. Das Projekt wird seit 2016 durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Rahmen seines Programmes „Respekt“ gefördert.
Am Fachtag stand nun ein intensiver fachlicher Austausch zwischen Kölner Akteuren aus der Jugendarbeit, dem örtlichen Jobcenter, Wissenschaftlern und Vertretern des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales im Mittelpunkt. Das Fachtreffen endete mit einer gemeinsamen „Kölner Erklärung“, in dem sich die Teilnehmer des Fachtages betonen, wie wichtig es ist, dass sich Politik und Gesellschaft für schwer erreichbare junge Menschen einsetzen um sie zu integrieren. „Was die Gesellschaft diesen jungen Menschen geben muss, ist Würde“, heißt es in der Erklärung. Eine Stabilisierung der Jugendlichen könne außerdem nur langfristig durch Aufbau einer vertrauensvollen Erziehung erfolgen.
Im Rahmen des Fachtages haben zudem ein Kölner Unternehmen, die Stadtsparkasse Köln und ein Lions-Club Förderschecks zur weiteren Unterstützung des Projekts WORK4YOU an den Don-Bosco-Club und die Salesianer Don Boscos übergeben.
Matthias Marienfeld/Jutta Gumprich-Kästel
Die "Kölner Erklärung" im Wortlaut:
Kölner Erklärung anlässlich des Fachtags des Don-Bosco-Clubs Köln e.V.
zur Integration schwer zu erreichender Jugendlicher zwischen 15 und 25 Jahren
Eine große Anzahl junger Menschen zwischen 15 und 25 Jahren hat nicht das Glück, in geordneten Sozialstrukturen und in liebevoller Umgebung aufzuwachsen. Diese Jugendlichen, die auf dem Standstreifen unserer Gesellschaft ausgebremst wurden, ziehen sich zurück, haben kaum Selbstwertgefühle und glauben nicht an sich selbst. Sie sind Früchte einer Gesellschaft, die nur Erfolg, Geld und das Ausleben eigener Bedürfnisse als Grundlage hat. Sie werden durch die bisherigen sozialen Unterstützungsleistungen unserer Gesellschaft nur schwer oder gar nicht erreicht und leben außerhalb der Erwerbs-, Bildungs- und Sozialsysteme.
Sie flüchten in Alkohol und Drogen, werden gewalttätig oder stürzen in eine depressive Grundhaltung. Oft gehen damit Verschuldung, Wohnungslosigkeit oder auch Straffälligkeit einher.
Es gilt, diese jungen Menschen ins Leben einzuladen, ihnen Mut zu machen, sich ihrer Fähigkeiten bewusst zu werden und ihnen ein Selbstwertgefühl zu ermöglichen. Das Wichtigste, was die Gesellschaft ihnen geben muss, ist ihre Würde. Erst dann, wenn Menschen sich als würdevolle Wesen erfahren, können sie auch die Würde anderer anerkennen.
Auch in politischen Kreisen wird erkannt, dass hier starker Handlungsbedarf erwächst. Positives Beispiel ist das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales initiierte Programm RESPEKT. Zusätzlich hat der Gesetzgeber den § 16 h in das Sozialgesetzbuch II aufgenommen und damit die Grundlage für die erforderlichen Hilfen geschaffen in dem Bewusstsein, dass solche Maßnahmen erst langfristig messbaren Erfolg erwarten lassen.
In Köln-Mülheim hat der Don-Bosco-Club, dessen Namensgeber Don Bosco die Unterstützung benachteiligter Jugendlicher ohne Ansehen der Person vorgelebt hat, seine Vorstellungen der praktischen Durchführung solcher Maßnahmen mit dem Pilotprojekt WORK4YOU dargelegt und daraufhin für die Jahre 2016/2017 eine Förderung aus dem Pilotprogramm RESPEKT erhalten. Neben staatlicher Förderung wurden großzügige Spender gefunden, die mithelfen, die notwendigen Eigenmittel zu finanzieren.
Unsere bisherigen Erfahrungen haben gezeigt:
- Eine Stabilisierung von Jugendlichen kann nur langfristig erfolgen.
- Es ist notwendig, dass die Mitarbeitenden langfristig vertrauensvolle Beziehungen zu den Jugendlichen aufbauen und ihre Probleme individuell lösen.
- Sollte dies nicht gelingen, besteht Gefahr, dass die Jugendlichen in das frühere, perspektivlose Leben zurückfallen und die gerade positiv begonnene Entwicklung verpufft.
- Eine wissenschaftliche Begleitung ist solange erforderlich, bis die Erkenntnisse und Erfahrungen objektivierbar sind und Teil des Wissensstandes werden.