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Kronos-Figur wieder im Giebel des Südarkadentrakts. Feierstunde im Kloster Benediktbeuern

Veröffentlicht am: 24. Juli 2017

Im Rahmen einer kleinen Feier im großen Innenhof des Klosters Benediktbeuern wurde am Samstag, den 22. Juli 2017, die Eichenholzfigur des griechischen Gottes Kronos nach ihrer zweijährigen Renovierung durch die Werkstätten Wiegerling in Gaißach wieder an ihren ursprünglichen Platz in die Giebelnische des Südarkadentraktes verbracht. Das Renovierungsprojekt war vom Förderverein Juwel Kloster Benediktbeuern e. V. initiiert und von diesem und unter der Mithilfe der Stiftung der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen und der Bauer’schen Barockstiftung finanziert worden.

Beim Festakt, der von der Bichler Blaskapelle unter der Leitung von Benedikt Schwaller musikalisch umrahmt wurde, konnte Klosterdirektor P. Reinhard Gesing SDB (2. v. l.) neben der Hausgemeinschaft der Salesianer Don Boscos und dem Vorstand von Juwel, unter ihnen Hans-Otto Pielmeier (Mitte) und Josef Draxinger (3. v. r.), auch Renate Waßmer, die Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen (4. v. r.) und die Geschäftsführer der Firma Wiegerling begrüßen: Erwin Wiegerling mit Frau (l. und 3. v. l.), Eva Wiegerling-Hundbiss (2. v. r.) und Stefan Hundbiss (r.).

Kronos

Kronos ist gemäß der griechischen Mythologie ein Gott der zweiten Generation, Sohn von Uranos und Gaia und Vater des Zeus. Der durchaus gewalttätige Gott, der nach dem Mythos seinen Vater mit der Sichel entmannt und seine Kinder verschlungen hat, ist nach Hesiod aber auch Begründer des Goldenen Zeitalters. Diese Bedeutung ist wohl mit ursächlich dafür, dass seine Figur neben der des Zeus und des Herakles in das Ensemble des großen barocken Innenhofs des Klosters Benediktbeuern aufgenommen worden ist. Er symbolisiert wie die anderen griechischen Gottheiten bestimmte Aspekte von Herrschaft, die im herrschaftlichen Kloster Benediktbeuern mit seinem Kurfürstentrakt den dort häufig anwesenden Fürsten anschaulich gemacht werden sollten. Dass der Arkadenhof der Klosters Figuren heidnischer Götter enthält, ist nicht primär Zeichen einer religiösen Offenheit. Die Götter sind durch die Kreuze auf den Giebelspitzen ihrer Nischen bewusst und deutlich in den christlichen Kontext eingebettet worden und außerdem Jesus Christus untergeordnet. Von diesem findet sich zwar keine Figur im Innenhof, aber die Ostseite steht mit der Basilika als Ganzes für den wirklichen Herrscher der Welt.

Im Kloster Benediktbeuern und bei Juwel e. V. war man ursprünglich davon ausgegangen, dass es sich bei der Figur um Chronos, den griechischen Gott der Zeit, handle. Josef Draxinger von Juwel e. V. hatte dieser These von Anfang an widersprochen. Die Ikonographie spräche gegen die Identifikation mit dem Gott der Zeit. Chronos wird ursprünglich mit Flügeln dargestellt, die Sichel sei klares genuines Attribut des Kronos, dessen Darstellung außerdem in der Regel als Merkmale Krone, Herrschermantel und einen (verschlungenen) Stein aufweist. Zwar lassen sich Überlagerungen von Kronos und Chronos in der Kunstgeschichte nachweisen, im Kloster Benediktbeuern ist aber durch den Zusammenhang mit seinem Göttersohn Zeus und Enkel Herakles auch kontextuell die Figur auf Kronos festgelegt. Der Gott der Zeit hat mit den beiden anderen Gestalten keinerlei mythologische Verbindung. „Heute ist der richtige“ – nämlich Kronos und nicht Chronos –  „wieder an seinen Platz gekommen“ – so Draxinger.

Dr. Jürgen Werlitz