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Juwel-Begegnung im Barocksaal des Klosters Benediktbeuern über das psychisch kranke Kind

Veröffentlicht am: 12. Juli 2017

Benediktbeuern. Er ist dem Kloster Benediktbeuern seit Jahrzehnten verbunden und auch Mitglied des Fördervereins Juwel Kloster Benediktbeuern e. V. Beim zweiten Dialogforum von Juwel am Freitag, den 7. Juli, hielt Prof. Dr. Andreas Warnke im Barocksaal des Klosters einen breit angelegten, informations- und abwechslungsreichen Vortrag zum Thema „Das psychisch kranke Kind. ‚Juwel’ in unserer Gesellschaft. Sehen – Verstehen – Helfen“.

Begrüßt von Vikar und zukünftigem Direktor P. Dr. Lothar Bily SDB und vorgestellt durch den Juwel-Vorsitzenden Alfons Siefritz, führte der ehemalige Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Uniklinikum Würzburg nicht nur aus medizinischer und psychiatrischer Perspektive in das Themengebiet ein, sondern wählte einen mehrperspektivischen Ansatz auf der Basis solider statistischer Erhebungen.

Zehn von 100 Kindern leiden heute an akuten oder chronischen psychischen Erkrankungen, das sei zwar kein prozentualer Anstieg gegenüber früheren Erhebungen, aber qualitativ haben sich die Krankheitsbilder deutlich hin zu komplexen und chronischen Störungen verlagert. Die Zahl der stationären und teilstationären Behandlungen in Kinder- und Jugendpsychiatrien hat sich in den vergangenen 20 Jahren fast verdreifacht, eine ähnliche Entwicklung hat auch die Jugendhilfe zu verzeichnen. Prof. Warnke machte deutlich, dass diese Entwicklung erheblich von gesellschaftlichen Verhältnissen mitbedingt ist, und nannte in diesem Zusammenhang die höhere Akzeptanz psychisch Kranker, Werteentwicklungen, Aspekte der Leistungsgesellschaft und das Familienleben.

Psychische Krankheiten, auch die Erwachsener, treten, so Warnke, mehrheitlich im Kinder- und Jugendalter auf, finden dort ihren Anlass und Ursprung. Die psychosozialen Verhältnisse von Kindern und Jugendlichen seien deshalb besonders wichtig für die seelische Gesundheit: Wo die Familiensituation schwierig ist oder Armut herrscht, ist das Erkrankungsrisiko deutlich erhöht. Warnkes Schlussfolgerung ist einleuchtend: „Das Familienwohl stützt das Kindeswohl.“ Wenn die Familie ihre Erziehungsaufgabe aus welchen Gründen auch immer nicht adäquat übernehmen kann, brauchen die Kinder zusätzliche Unterstützung. Eine solche wird auch im Kloster Benediktbeuern und in den salesianischen Einrichtungen angestrebt. Dies sei wichtig, denn „das Engagement für benachteiligte Jugendliche“, wie es z. B. im Zentrum für Umwelt und Kultur praktiziert wird, „ist Prävention.“ Und psychisch kranke Kinder brauchen Wegbegleiter und zwar solche, zu denen sie Vertrauen haben können und die ihnen Hoffnung geben.

Das anschließende Publikumsgespräch ermöglichte Rückfragen zu Inhalten des Vortrags, darüber hinaus wurden auch weitere Aspekte thematisiert wie die Geschlechtsspezifik psychischer Erkrankungen, der aktuelle Medienkonsum und seine Auswirkungen sowie die „Ehe für alle“. Gerade was Letzteres betrifft, betonte Warnke, dass der Gesetzgeber bei entsprechenden Entscheidungen dem Kindeswohl immer den größten Stellenwert einräume. Beim Sorgerecht werde nicht grundsätzlich zugunsten der leiblichen Eltern entschieden, sondern im Blick auf die Bindungen, die beim Kind bestehen. Bei Brot und Wein klang die anregende Juwel-Begegnung mit weiteren Gesprächen aus.

Dr. Jürgen Werlitz
für Juwel Kloster Benediktbeuern e. V.