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Gut besuchte zweite Ringvorlesung „Zufluchtsort Deutschland – Interreligiöse Perspektiven“ mit Ursula Münch, Direktorin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing

Veröffentlicht am: 18. März 2017

Benediktbeuern. Vor rund 70 Teilnehmern hielt Prof. Dr. Ursula Münch am 8. März den zweiten Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung der KSFH. Ihr Thema: „Zwischen Integrationsgesetz und Fremdenhass – die Bedeutung politischer Bildung für die Einwanderungsgesellschaft“.

Migration ist ein wichtiges und aktuelles Thema der politischen Bildung, betonte Ursula Münch gleich zu Anfang. Im Kontext von Migration „religiöse, politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Konflikte verständlich zu machen“, sei eine wichtige Aufgabe der politischen Bildung derzeit. Diese könne direkt und indirekt zur Integration von Flüchtlingen beitragen; indirekt beispielsweise über die Arbeit mit Multiplikatoren: Ehrenamtlichen in Asylhelferkreisen und anderen Einrichtungen der Flüchtlingshilfe oder Sozialarbeitern. Eine Aufgabe dieser Haupt- und Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe sei es, „das politische System des jeweiligen Landes zu vermitteln“ – dazu benötigt es fundierte Kenntnisse unserer Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Sie führte weiter auf: „Dies kann nur funktionieren, wenn sich jeder an die unumstößlichen Spielregeln im Land hält und die Rechtsstaatlichkeit akzeptiert“.

Im zweiten Teil ihres Vortrags beschäftigte sich Münch mit der Bedeutung und Rolle der politischen Bildung angesichts zunehmender extremer und populistischer Haltungen. Es seien zum Teil irrationale Ängste und Verunsicherungen in der Bevölkerung, die zu Politikverdrossenheit führten. Besorgniserregend sei, dass etablierte Parteien deutlich an Popularität und Vertrauen verlören, so Münch. Extremistische Tendenzen und Populismus seien eine ernst zu nehmende Gefahr für die Demokratie.

Unsere Gesellschaft kennzeichne „ein geringer werdendes Vertrauen in Institutionen, in Parteien und allgemein in Politik“, konstatierte Münch. Mit weitreichenden Folgen: „Die Flüchtlingsströme im eigenen Land haben diejenigen, die sich von der Politik nicht verstanden fühlten, an die Wahlurnen gebracht“, führte sie weiter aus. Profitieren würden nationalkonservative Gruppierungen und Parteien wie Pegida oder die AfD. Das gesteigerte Verlangen nach Nationalbewusstsein und Identität erklärte Ursula Münch durch die zunehmende Unzufriedenheit und die Befürchtungen der Bevölkerung, es komme innerhalb der Gesellschaft zur Ungleichbehandlung zu Gunsten von Flüchtlingen. In dieser Gemengelage sei es eine zentrale Aufgabe der politischen Bildung und der Parteien, Wertmaßstäbe und Haltungen zu vermitteln und so politischem Extremismus entgegenzusteuern. Politik könne den Menschen berechtigte oder unberechtigte Ängste auch dadurch nehmen, indem sie dazu beiträgt, Flüchtlinge zu integrieren. Sinnvoll sei es an dieser Stelle etwa, dass sich Flüchtlinge sich als Beitrag zur Integration um andere Gruppen unserer Gesellschaft kümmern sollen, etwa Obdachlose oder Senioren.

Auf die Frage, welche Bedeutung und welche Möglichkeiten politische Bildung in der Schule habe, kritisierte Münch, dass der Sozialkundeunterricht zu viele Detailfragen behandle, allerdings keine politische Haltung vermittle. Eindringlich forderte sie eine stärkere Vermittlung der Grundlagen von Demokratie und
Rechtsstaatlichkeit an den Schulen.

Katholische Stiftungsfachhochschule München (KSFH), Abteilung Benediktbeuern

 

Auf dem Foto: Prof. Dr. Ursula Münch (ganz links) mit den Moderatoren des Abends: Prof. Dr. Annette Eberle, Dekanin der KSFH (1.v.r.), mit Unterstützung der Studierenden Hannah Krüll-Ruop und Johannes Faller (2.v.r).