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Gedenkfeier für Pater Theodor Hartz. Eine Gedenktafel erinnert nun an den ehemaligen Direktor des Klosters Benediktbeuern

Veröffentlicht am: 27. Juni 2017

Zwei Jahre lang war er Direktor des Klosters Benediktbeuern, nach seiner Inhaftierung durch die Gestapo am 15. April 1942  in Trier ist er am 23. August 1942 im KZ Dachau gestorben: der Salesianerpater Theodor Hartz. Zur Erinnerung an ihn wurde im Beisein von rund 100 Gästen am Freitag, den 23. Juni 2017, im Rahmen einer Feierstunde eine Gedenktafel neben der Klosterpforte im großen Innenhof enthüllt und gesegnet.

Nach einem Stehkaffee im Foyer und der Begrüßung stimmte Hausherr P. Reinhard Gesing SDB die Gäste im Barocksaal auch inhaltlich ein: „Das Zeugnis der Märtyrer darf nicht vergessen werden“ – entsprechend diesem auf Papst Johannes Paul II. zurückgeführten Motto  brachte er das Wirken von P. Hartz in Benediktbeuern in Erinnerung und schilderte auch die Schwierigkeiten, mit denen dieser zu kämpfen hatte. So sorgte er  z. B. intensiv für die Mitglieder des Ordens, die zum Kriegsdienst eingezogen worden waren, und hatte schon Nachstellungen der Gestapo zu bewältigen.

Zwei darauf folgende Vorträge beleuchteten das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven: Über die inhaftierten Geistlichen im Konzentrationslager Dachau informierte Pastoralreferent Ludwig Schmidinger, der bischöfliche Beauftragte für die KZ-Gedenkstättenarbeit in der Erzdiözese München und Freising: Fast 2800 Geistliche aus 138 Diözesen und 25 Ordenskongregationen waren von 1933 bis zur Befreiung im KZ Dachau inhaftiert. Mehr als ein Drittel davon, darunter weit überwiegend Kleriker aus Polen, kam in Dachau ums Leben. Einige Einzelschicksale von Todesopfern und Überlebenden illustrierte er, darunter nicht nur katholische und evangelische Christen, sondern auch ein griechisch-orthodoxer Geistlicher, ein Rabbiner und ein Imam. Außerdem stellte Schmidinger den Umgang mit den Geistlichen im KZ auch immer wieder in den größeren Zusammenhang. Was die nationalsozialistische Vernichtungsstrategie betrifft, brachte er die inhaftierten Geistlichen in ein Verhältnis zum KZ als Ganzes: Die Geistlichen stellten gegenüber den ca. 200.000 Inhaftierten in Dachau eine relativ kleine Gruppe dar und sie erfuhren teilweise gemäßigte Behandlung im so genannten Priesterblock. Im Block 26 des KZs war ab 1941 außerdem eine Kapelle eingerichtet, die aber – so Schmidinger – vor allem den Propagandazwecken der Nazis diente. Auch das Verhältnis der Kirchen zum Dritten Reich thematisierte er: Rückhalt für die inhaftierten Geistlichen stellten von deren Seite eher eine Ausnahme dar, wie Schmidinger anhand der Schuldbekenntnisse der katholischen Bischöfe sowie des Rats der Evangelischen Kirche Deutschlands, die beide noch im Jahr 1945 veröffentlicht wurden, deutlich machte.

Nach Schmidinger nahm P. Johannes Wielgoß SDB aus Essen mit dem Vortrag „P. Theodor Hartz – ein Salesianer gegen den NS-Unrechtsstaat“ die Gelegenheit zum Anlass, den ehemaligen Klosterdirektor in seiner Frontstellung zum Nationalsozialismus in Erinnerung zu rufen. Aber nicht nur dies, es ging Wielgoß auch darum, das Gedenken an P. Hartz als einem Opfer der Naziherrschaft grundsätzlich zu reflektieren. Erinnerung sei nur möglich, wo bereits ein Wissen vorhanden sei. Der Umgang mit dem Andenken des Salesianerpaters nach dessen Tod im KZ Dachau sei durchaus unterschiedlich gewesen. Einerseits gab es schon Schwierigkeiten bei seiner Beerdigung in Sachen Begräbnisplatz vonseiten der Geistlichkeit und sein Name fehlte auch in frühen Gedenklisten von im 2. Weltkrieg verstorbenen Salesianern. Andererseits haben sich in Kriegsbriefen von Salesianern ergreifende Aussagen angesichts der Nachricht über seinen Tod erhalten, die die Betroffenheit von Mitbrüdern deutlich bezeugen. Und bereits 1947 wurde eine Straße in Essen auf P. Hartz umbenannt. Die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus – so Wielgoß abschließend – warne davor, den neuen Menschen auf ideologischer Grundlage zu definieren, wie dies im Dritten Reich geschehen ist. Der neue Mensch sei vielmehr der, der nach dem Bilde Gottes geschaffen ist. Dafür stehe auch P. Theodor Hartz.

Die Vorträge wurden von Studierenden der Katholischen Stiftungsfachhochschule München, Abteilung Benediktbeuern musikalisch umrahmt.

Im Anschluss wurde die Gedenktafel im großen Innenhof des Klosters links neben der Klosterpforte von Klosterdirektor P. Reinhard Gesing enthüllt und gesegnet. Noch im Barocksaal nach Abschluss der Vorträge hatte er das Vorhaben begründet: Dabei nahm P. Gesing die „Stolpersteine“ von Gunter Demnig, kleine in den Boden eingelassene Steine mit Aufschrift von Namen von Naziopfern an deren ursprünglichen Wohnorten in der Bundesrepublik und darüber hinaus, zum Vorbild. Mit der Gedenktafel für P. Hartz solle ein Stolperstein im Kloster gesetzt werden, auf dass man nicht mit den Füßen, sondern mit Kopf und Herz darüber stolpere und dadurch die Erinnerung an P. Hartz im Kloster wach gehalten werde. Zugleich sei die Tafel Einladung zur Dankbarkeit im Blick auf die heutige Lebenssituation in Deutschland und Ermahnung, aus der Geschichte zu lernen.

Eine feierliche Vesper zu Ehren der christlichen Märtyrer in der Hauskapelle und eine Begegnung in der Don-Bosco-Galerie des Klosters rundeten den Festakt ab.

Dr. Jürgen Werlitz